Das Trüffelschwein bei Männig & Eichhorst
Jana Männig, geboren im Erzgebirge, zog zum Geschichtsstudium nach Leipzig. Das war im Herbst 1989. Jeden Montag demonstrierten Tausende, Zehntausende, schließlich Hunderttausende mit handgemalten Schildern auf dem Leipziger Ring (nicht ahnend, dass die Friedliche Revolution zum Fall der Mauer führen würde). Sie tauchte ein in dieses Meer von Menschen, die einen Neubeginn forderten, ein Leben in Freiheit, einen besseren Staat. Später sah sie, wie Fabriken schlossen, Menschen fortzogen, Dörfer starben. Sie erlebte mit, wie die Treuhand volkseigene Betriebe in Ostdeutschland privatisierte oder stilllegte. Wie viele ehemalige DDR-Bürgerinnen und -Bürger die Hoffnung verloren. Und wie andere den Neuanfang in der Marktwirtschaft wagten.
Sie machte ihre Neugier auf Geschichte(n) und Menschen zum Beruf und begann, als Historikerin und Autorin Unternehmenschroniken zu schreiben. Bis heute liebt sie die wissenschaftliche Recherche, schätzt die Nähe zu den großen Staatsarchiven, der Deutschen Nationalbibliothek. Sie wühlt sich begeistert durch Register und Regale. Und kennt sich auch mit VVBs und VEG bestens aus, mit Rohstoffbilanzierungen und Planerfüllung und mit Messlehren und Waschpaste (schließlich stand sie als Schülerin im PA-Unterricht an der Drehmaschine).
Die Edelfeder bei Männig & Eichhorst
Sabine Eichhorst studierte im Herbst 1989 Germanistik und Soziologie und arbeitete parallel als freie Journalistin für den NDR in Hamburg. Und erlebte mit, wie Menschen aus dem Osten den Westen entdeckten: über die Reeperbahn strömten, Villen an der Elbchaussee bestaunten, im Hafen anheuerten. Morgens um fünf saß sie mit dem Mikro auf dem Beifahrersitz neben einem Ost-Schweißer, der täglich 200 Kilometer zum West-Job pendelte und dem vor Müdigkeit fast die Augen zufielen (während sie selbst die Holzkreuze am Rand der Landstraße zählte). Sie ging raus zu den Menschen, hörte zu und recherchierte, machte Features und Reportagen, gewann Preise. Und schrieb eines Tages ihr erstes Buch …
Sie lernte, dass Menschen Geschichten lieben und wie gutes Storytelling funktioniert. Sie lernte Bücher so zu schreiben, dass sogar Leute, die eigentlich nie lesen, sie lesen wollten. Sie schrieb Biografien, Sachbücher und Belletristik für große Publikumsverlage, Longseller und Bestseller (Sonnenseite mit Roland Kaiser schaffte es auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste). Und sie begann, auch Unternehmensbücher zu schreiben. Denn ein gutes Unternehmensbuch ist einer guten Biografie sehr ähnlich: Auch ein Unternehmen ist ein einzigartiges Wesen, von dessen Besonderheit es zu erzählen gilt.